Die Bruderschaft des Schmerzes

Diese obskure Bruderschaft würden sicherlich gerne vielen Bürger Malkaras verbieten -- immerhin sind Folter, Schmerz und Tod wichtige Bestandteile der Religion. Bedauerlicher Weise stehen diese Burschen unter der Schirmherrschaft eines anderen Ordens; sie behaupten zumindest, sie seien eine Verbindung aus dem Kugara- und dem Nugataglauben. Ebenso wie die B. U. H. begründen sie die Existenz ihres Ordens durch eine Legende:

T1bl2mIn grauer Vorzeit gab es in Kugaras Unterwelt einen Dämonen namens Frabarden. Ihm hatte der Gott der Unterwelt die Aufgabe zugedacht, strafenswertes Material durch exzessive Folter von seinen Makeln zu reinigen. Dieser Dämon verliebte sich in Nugata, die dunkle Schwester der Nacht, und als ihre Stimmung entsprechend war, erhörte sie ihn. Glücklicher Weise enstprang dieser mehr als unheiligen Verbindung kein Kind, doch auch so waren die Folgen enorm: Der Geist des Dämonen wurde verwirrt, und er wurde von Schmerzen, sich selbst oder anderen zugefügt, abhängig. Immerhin blieb er soweit bei Verstand, daß er nur jene folterte, die es nach seinem und Kugaras Dafürhalten verdienten. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen Mensch oder Gott.

Kugara hieß dieses nicht unbedingt gut, doch er erkannte, daß diese Geistesverwirrung für die moralische Integrität der Götter durchaus sinnvoll sei. Einige seiner Priester, welchen er das entdeckte, beschlossen, auch die Menschheit von diesem unbeabsichtigten Geschenk Nugatas profitieren zu lassen. So wurde die Bruderschaft des Schmerzes unter der Schirmherrschaft Frabardens, der über dieses ihm ungewohnte, tiefe Verständnis der sterblichen Wesen erstaunt und erfreut war, gegründet.

Trotz (oder gerade wegen) dieser Begründung handelt es sich bei den Brüdern nicht um einen Haufen sinn- und wahllos folternder Sado-Masochisten. Zwar sind alle Brüder (und Schwestern -- auch die gibt's inzwischen...) ausgesprochen schmerzfixiert, sie lassen dies jedoch nur an sich selbst und Personen aus, die nach ihrem Maßstab Strafe verdient haben. Hierbei ist ihnen jedoch Rang und Stand der Person egal; die strafen den einfachen Bettler, der eine Münze gestohlen hat, eben so hart und unnachgiebig wie den reichen Patrizier, der zum Vergnügen einen Bettler geschlagen oder einen Untergebenen mißhandelt hat.

Trotz dem sie die strengsten Überwacher der Gesetze sind (selbst die Priesterschaft der Hunde des Chaos sind nicht so extrem), gibt es innerhalb der Bruderschaft nur vier Ränge: Da sind die Initiirten (welche an der Kleidung und den vielen Narben zu erkennen sind), die regulären Priester (welche die gleiche Kleidung, viele Narben und irgendwo am Körper mindestens ein Stück Metal durch die Haut gebohrt haben), die Tempelvorsteher und der Prophet des Schmerzes. Die letzten beiden tragen Handschuhe (aus der Haut eines intelligenten Humanoiden, machen sogar aus der eigenen Haut), können jedoch untereinander nicht unterschieden werden. Die Kleidung ansich besteht aus langen, schwarzen, fließenden Roben.

Die Brürder und Schwestern des Schmerzens (wie sie sich nennen) haben wenige Tempel; der wichtigste steht in Boveca, einem kleinen Ort in der Nähe des alten Ne'ulpas. Die Tempel sind von recht charakteristischen Aussehens: Es sind runde Gebäude von etwa zwei Stock höhe, die aus rauhem, dunklen Fels bestehen und in eine Flammenkrone auslaufen. Bei wichtigen Tempeln brennt auf der Spitze des Tempels auch ein Feuer.

Um in diesem Orden initiirt zu werden, wird von den Aspiranten einiges Verlangt: Die Gesinnung muß stimmen, sie wird in langen Verhören von mehreren Tempelvorständen geprüft. (Bei dieser Gelegenheit erhällt der Initiirte seine ersten Narben!) Weiter muß er in der Lage sein, richtig zu foltern. Eine gute Menschen- und Gesetzkenntnis verstehen sich fast von allein. Das auch Grundbegriffe der ersten Hilfe verlangt werden mag zwar auf den ersten Blick erstaunen, doch näher betrachtet ergibt es Sinn: Schließlich wollen sie ihre Opfer selten töten!

Frabarden stellt seinen Anhängern Wunder gemäß seines Wesens zur Verfügung: Sie sind in der Lage, in ihren Opfern Schmerzen ungeahnten Ausmaßes hervoruzurufen. Zudem sind sie in der Lage, zu jedem Zeitpunkt Folterinstrumente -- von der Zange über das Kohlebecken bis zum Streckbrett -- erscheinen zu lassen. Zwar verschwinden diese Gegenstände nach einer gewissen Zeit wieder (was einige Theoretiker schon zu der Vermutung hingerisen hat, es handele sich um Illusionen), doch der Schmerz, den sie hinterlassen, ist durchaus real!

Die Bruderschaft hegt zu keinem Kult Freundschaft, und im Gegenzug hat auch kein Kult Interesse an ihr. Die Tarlqui-Priesterschaft lehnt sie sogar rundherum ab. Und die Hunde des Chaos scheinen mit dieser Konkurenz auf dem Gebiet der Strafe nicht ganz einverstanden zu sein.

2004-10-10