Der Mythos

Hier folgt nun der Mythos, wie er in ganz Malkara bekannt ist. Innerhalb Malkaras ist sich jeder sicher, daß er der Wahrheit entspricht. Näheres zu seiner Entstehung findet sich in Kapitel 2.1, S. [*].

T1bl2mVor langer Zeit gab es auf der Welt, wie wir sie heute kennen, ein Geschlecht von unsagbar bösen Giganten. Sie lebten nur zur Mehrung ihrer Bosheit und erschufen unter anderem die Menschen, um sie - zu ihrem eigenen Ergözen - zu quälen.

In dieser Zeit war es, als die Brüder Karo'on und Kugara, selbst Götter von Geburt, beschlossen, die Welt brauche Regeln, nach denen gelebt werden könne. Sie erschufen die Moral und alles, was dazu gehört, und sie suchten andere Götter, welche bereit waren, nach diesen Regeln zu leben. Als Armee wählten sie die Menschen, welchen sie dafür ein Leben nach den von ihnen aufgestellten Regeln boten. Gemeinsam besiegten sie die Giganten und verdammten sie und verurteilten ihre großen, haarigen Kreaturen, welche die bösen Giganten für ihr Heer erschaffen und Trolle genannt hatten, zu einem Leben der Barbarei. Und Karo'on beschloß, die Menschen seien ab nun daß Volk der Götter, ihnen sei die Gnade zu teil, von göttlicher Hand geleitet zu werden.

Doch die anderen Götter wollten zunächst regeln, wer denn nun ihr eigener Anführer sei. Und sie beschlossen, zwischen den beiden Brüdern - welche die neue Ordnung überhaupt erst ermöglicht hatten - zu wählen.

Kugara, der stets der ruhigere, besonnenere und wohl auch depressivere von beiden war, sagte jedoch, er habe gar kein Interesse daran, die Götter zu regieren. Und um jedem Streit vorzubeugen, stieg er hinab in die Unterwelt. Dort wurde er der Fürst der Dunkelheit, welcher über Tote und die Geschöpfe des Wahnsinns wachte. Auch Mugano die Göttin des Erzes, beschloß, aus Ekel über Gundum, dem Gott der Pflanzen, lieber in der Unterwelt zu leben.

Doch schon schnell brach unter den Göttern Streit aus. Einige schienen tatsächlich die Wege der alten Giganten betreten zu wollen. Besonders einer tat sich dabei hervor: Taram, der Herr der Laster, der Lust und der Gewalt. Doch da er sich bei der Schlacht gegen die Giganten hervorgetan hatte, wurde er lediglich zu ewigem Arrest in der Unterwelt verbannt. Dort liegt er in Ketten, falls er nicht von Kugara gelöst wird, um Mord und Totschlag über die Erde zu bringen.

Nachdem das Obere Reich so gesäubert wart, beschloß Karo'on, den Menschen etwas Gutes zu tun. Er hatte ihnen die Moral gebracht, nun brachte er ihnen ein Stück seiner Selbst: Er schnitt sich ein großes Stück aus dem Schenkel und heftete es an den Himmel. So bekamen die Menschen die Sonne, und sie sahen und freuten sich.

Einer jedoch war nicht zu frieden. Fonthakerr, jener Gott, der für die Äcker, Geburten und ähnliche Dinge zuständig ist, bemerkte, daß alles Leben ein wenig Pause von der göttlichen Gnade brauchte. Doch das sah Karo'on nicht ein, und so ging auch Fonthakerr in die Unterwelt. Dort sprach er mit Kugara, der ihm beistimmte.

Kugara versuchte, mit seinem Bruder darüber zu reden, doch der wollte nicht hören und spottete gar seiner. Da ließ Kugara Taram von der Kette, und er gab ihm die Hunde des Chaos, Feuer, Meer und Sturm, zur Hand. Und schon nach kurzer Zeit erkannte Karo'on, daß sein Bruder Recht hatte. Er einigte sich mit ihm darauf, in regelmäßigen Abständen das Licht vom Himmel zu nehmen. Doch da eine vollkommene Dunkelheit nur üblem Gelichter nützen mochte, setzte er Idri und Nugata, die Schwestern der Nacht, ein, auf daß sie sich die Dunkelheit Eigen machten.

Idiri, eine sanftmütige, romantisch veranlagte Göttin, schuf daraufhin den Mond, eine bleiche Scheibe, die den Sterblichen auch in der Nacht leuchten sollte. Viele der menschlichen Künstler und noch mehr traurig Verliebte fanden in dieser Scheibe Inspiration und Trost. So wurde Idri, die sanfte Göttin, wie viele sie nennen, für viele dieser Romantiker zur Schutzherrin. Doch auch Diebe fühlen sich ihr verantwortlich - was durchaus zum Vorteil gereichen mag, bringt dies diesem sonst ehrlosem Gesindel doch wenigstens die Ehrfurcht vor einer Göttin nahe!

Nugata hingegen, von jeher eher von ausschweifendem Wesen und von Zeit zu Zeit ein wenig irre, bezog die dunkelsten Nächte, in denen vom Mond nichts zu sehen ist. Im Dunkelsten des Dunklen fühlt sie sich wohl und feiert rauschende Orgien mit ihren Dienern; Schreckgespenster, Vampyre, Zombies, Wiedergänger, dies sind die Vertrauten der Herrin Nugata, eben all jenen Wesen, welche dazu dienen, die Menschen des Nachts in ihren Hütten zu halten und von üblem Tun abzulenken...

So lebten sie denn eine ganze Weile glücklich. Jeder Gott ging seinen Geschäften nach, und Karo'on verfiel soagr dem Zauber einer Sterblichen, der wunderschönen Fulca Mebel, die ihm seinen Sohn Hiram gebar. Zum Dank wollte er sie zusammen mit seinem Sohn in den Götterstand erheben, doch sie lehnte dieses Angebot ab. Ihr Sohn hingegen wuchs zu einem wahren Halbgott herran, und nachdem seine Mutter nach einem erfüllten Leben verschieden war, schloß er sich den anderen Göttern als strahlender Siegesgott an. Dieser Gott nun war es, der eines Tages zu Karo'on kam und die mangelnde Ordnung auf Erden beklagte. Die Menschen hätten kein Ziel, und ihr Anführer würde sich nicht durch Witz, sondern nur durch tumbe Kraft auszeichnen. Daraufhin nahm sich Karo'on ein Stück der Sonne und zerschmetterte es. Diese kleinen Stücke verteilte er über die Erde. Und den Menschen ward sofort klar, daß dieses göttliche Metal, auch Gold geheißen, daß Richtige sei, um eine Ordnung zu schaffen.

Wenig später erschien Tarlqui, der Gott des Rausches. Er hatte mit seiner Schwester Triranka, welche für die Flüsse und Wasser zuständig ist, ein Getränk gefunden, welches sie den Sterblichen bringen wollte. Karo'on in seiner Weisheit gestattete dies, und so kam der Wein auf die Welt.

In dieser Zeit war es auch, als Mugano beschloß, ein weiteres Volk in die Welt zu setzen. So erschuf sie die Zwerge, ein kleingewachsenes Volk, welches, sich - ganz dem Wesen seiner Göttin nach - sehr auf das Schmiedewerk verstand. Doch dazu benötigte es häufiger Holz, und so erschuf der verärgerte Gundum aus einigen Bäumen heraus ein eigenes Volk, die Elfen. Diese beiden Völker, können sich aufgrund ihrer Unterschiedlichen Aufgaben bis auf den heutigen Tag nicht leiden. Uns selbst in unserer heutigen Zeit entbrennen immer wieder um die kleinsten Nichtigkeiten große Streitereien und sogar Kämpfe.

Wärend eines dieser Kriege zwischen den beiden Parteien wurde Hiram entsannt. Er sollte schlichten. Auf seinem Weg dorthin machte er bei den drei Schwestern Minka, Terelli und Nulona Rast. Diese betrachteten ihn und spotteten dann über seine kriegerische Rüstung. Sie verstanden nicht, was ein Krieg sollte, und lästerten, ein Gott des Sieges wäre wohl nur für jene wichtig, die nichts besseres mit ihrer Zeit anfangen könnten.

Nachdem Hiram den Streit geschlichtet hatte (und vielen Lebewesen das Leben erhalten hatte) ging er zu seinem Vater und beschwerte sich. Dieser verdammte die drei Schwestern dazu, auf Ewig für Herdfeuer, Ernte und Hausarbeiten zu sorgen. Dabei bekam Minka die Ernte, Nulona die Herdarbeit und Terelli schließlich die Hausarbeit. So bestrafte er sie für ihren Hochmut.

Die meisten der anderen Götter mieden die drei Schwestern; nicht so Idri und Triranka. Letztere beschloß, den dreien etwas Gutes zu tun. Sie griff sich eine Ente (da jene Tiere ja als Zeichen des Haushaltes gelten) und segnete sie mit Initeligenz. Zu ihrem großen Bedauern fühlten diese Tiere sich den drei Schwestern in keinster Weise verpflichtet, und viele von ihnen sehen die Gabe des Sprechens und Verstehens sogar als Fluch. So kommt es, daß dieses Volk den genannten Göttinnen auch nicht mehr gewogen ist als andere.

Als letztes ist noch von Midara zu berichten: Einst war Tarlqui wie besessen vom sanften Wesens Idris. Er umwarb sie, doch sie lehnte den ungestümen Zecher ab. Doch ihre Schwester, die wahnsinnige Nugata, fand Gefallen an ihm. Sie gaukelte ihm vor, Idri zu sein und so verbrachte die beiden eine stürmische Nacht. Am nächsten Morgen zeigte sie ihm sein wahres Ich. Entsetzt und beschämt ergriff er daraufhin die Flucht.

Das Ergebnis dieser Verbindung war Midara. Doch ihr Vater will nichts von ihr wissen. Und ihre Mutter kümmert sich auch nicht um sie. So wandelt sie denn über die Erde, von allen angefeindet und gemieden. Einzig in der Unterwelt findet sie ab und an ein paar nette Worte, und auch Hiram scheint ihr freundlich gesonnen.

2004-10-10